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Presseerklärung der Bundesfachkonferenz gegen Zwangsheirat 2019

Presseerklärung Bundesfachkonferenz gegen Zwangsheirat 2019

Vom 07.11. - 08.11.2019 fand in Magdeburg die Bundeskonferenz gegen Zwangsheirat statt. Dazu hier die Presseerklärung der teilnehmenden Organisationen als Pdf.

Expertin warnt: Deshalb sind die Sommerferien so gefährlich für viele Mädchen

(Artikel aus: DER WESTEN vom 15.07.2019)
 
Duisburg/Bielefeld. Mit dem Start der Sommerferien an diesem Wochenende beginnt für die meisten Kinder und Jugendlichen die schönste Zeit des Jahres! Urlaub auf Mallorca, wochenlange Besuche der Großeltern oder Toben bei Sonnenschein im Schwimmbad. Doch nicht für alle sind die Sommerferien eine unbeschwerte Zeit. Denn für einige Mädchen aus der Türkei, aus arabischen Ländern oder auch aus dem Kosovo, Indien oder Afghanistan enden die Sommerferien mit einer Heirat gegen ihren Willen.
 
Ihre eigenen Familien nutzen die Reise ins Heimatland, um die Mädchen und jungen Frauen zu verheiraten. Einmal angekommen, werden ihnen oft Pass, Rückflugticket und Handy abgenommen, im schlimmsten Fall werden sie eingesperrt oder massiv überwacht.
 
Mädchen und jungen Frauen droht Zwangsheirat in Sommerferien
 
Sylvia Krenzel bietet betroffenen Mädchen Hilfe. Die Psychologin ist Leiterin der Beratungsstellen gegen Zwangsheirat in NRW im Mädchenhaus Bielefeld. Es ist NRW-weit der wichtigste Anlaufpunkt bei drohender Zwangsheirat. „Zwangsverheiratung ist eine familiäre Gewaltform“, sagt Krenzel. Sie könne sehr unterschiedlich verlaufen und für das betroffene Mädchen lange bekannt sein oder durch ein verdecktes Vorgehen der Familie für sie unerwartet kommen, so die Expertin.
 
Der Großteil der Hilfesuchenden landen durch Unterstützung von Lehrern oder Freunden bei der Bielefelder Beratungsstelle. „Wir hatten auch schon Partner, deren Freundinnen zwangsverheiratet werden sollten, die sich an uns gewendet haben und fragten: 'Was können wir tun?'“, erzählt Krenzel. Die meisten Mädchen seien zwischen 16 und 21 Jahren, vereinzelt gebe es aber auch 13- oder 14-Jährige, die um Hilfe bitten würden. Die älteren Mädchen meldeten sich vorwiegend über die anonyme Online-Beratung, die Jüngeren kämen über Vertrauenspersonen.
 
Bruch mit Familie ein gewaltiger Schritt
 
„Entscheidend für die Beratung ist immer, ob das Mädchen selbst sich vorstellen kann, sich mit behördlicher Unterstützung gegen den Willen der Familie zu stellen oder ob sich das Mädchen aufgrund von Angst oder Ambivalenz das nicht vorstellen kann“, so die Psychologin. Denn sicher ist: ein Bruch mit Familie und Umfeld und der Weg in ein Frauenhaus ist ein gewaltiger Schritt. „Keiner möchte den Schritt gehen, wenn es lebbare Alternativen gibt.“ Manchmal könne später die Einsicht bei den Familien kommen, doch oft verschärfe sich auch die Situation nach einer Rückkehr eines Mädchens in die Familie. Manche Menschen haben aus Furcht vor einer Zwangsheirat daher ganz mit ihrer Familie gebrochen.
 
Die Motive der Familien sind dabei ganz unterschiedlich. Sie reichen von patriarchalen und traditionelle Wertevorstellungen, einer Wiederholung der Elternerfahrung über eine prekäre sozioökonomische Absicherung bis hin zu aufenthaltsrechtlicher Sicherheit von Familienmitgliedern, so die Expertin. Auch die Angst vor Verlust ihres Ansehens in der kulturellen oder religiösen Gruppe lasse manche Eltern noch immer an dieser Tradition festhalten.
 
Was auffällt: Über die Hälfte der Betroffenen haben die deutsche Staatsangehörigkeit. Auch in der zweiten und dritten Migranten-Generation bleibt das Problem bestehen. Und längst ist das Thema nicht nur auf Mädchen beschränkt. „Auch Jungen und junge Männer sind von Zwangsverheiratung betroffenen. Bei uns liegt der Anteil der männlichen Ratsuchenden bei etwa zehn Prozent“, so Krenzel.
 
Plätze in Klassenzimmern bleiben leer
 
Und so kehren Mädchen und Jungs nach den Sommerferien manchmal nicht mehr zurück. „Ja, auch in Duisburg bleiben nach den Ferien – und nicht nur nach den Sommerferien – vereinzelt Plätze leer“, sagt Nicole Seyffert, Gleichstellungsbeaufttragte der Stadt Duisburg. Die Stadt kooperiert bei dem Thema mit MABILDA e.V. und Solwodi e.V. und leistet so Aufklärungarbeit bei Schulen und Eltern. Im vergangenen Jahr betreute allein MABILDA 80 Fälle in Duisburg.
 

Anonyme Zufluchtstätte der Fachberatungsstelle im Mädchenhaus Bielefeld:

  • Tel.: 05 21 - 2 10 10
  • Tag und Nacht erreichbar
  • Fachberatungsstelle gegen Zwangsheirat: www.zwangsheirat-nrw.de
  • Mabilda e.v. Duisburg: Beratung unter 0203-510010


Bei der Fachberatungsstelle melden sich im Durchschnitt 150 Ratsuchende im Jahr beraten. Darunter sind Betroffene, bei denen die Zwangsverheiratung bereits stattgefunden hat, aber auch welche, die Angst davor haben, dass ihnen das irgendwann passieren könnte oder Fälle, in denen schon konkrete Vorbereitungen dazu getroffenen wurden. Doch aktuelle, verlässliche Zahlen in punkto Zwangsheirat für NRW gibt es indes keine. Bundesweite Umfrage-Zahlen sind mehr als zehn Jahre alt. Für Duisburg seien jedoch die Beratungszahlen rückläufig, so Seyffert. „Es spricht sich in den Familien herum, dass Zwangsverheiratung in Deutschland verboten ist und rigoros verfolgt wird. Insofern findet vermutlich ein Umdenkprozess statt.“

Infoschreiben an Schulen

Das hängt wohl auch damit zusammen, dass viel an Prävention gearbeitet wird. „Wir haben dieses Jahr NRW-weit einen Infobrief zum Thema Ferienverschleppung an die weiterführenden Schulen verschickt und hatten viel Resonanz darauf“, so Sylvia Krenzel von der Bielefelder Koordinationsstelle.

Wir ermutigen die Mädchen und jungen Frauen, sich und ihre Bedürfnisse und Wünsche ernst zu nehmen und mit professioneller Unterstützung nach Wegen und Lösungen zu suchen, wie ihre Handlungsspielräume erweitert werden können und wie ihr Menschenrecht auf Selbstbestimmung und Gewaltfreiheit erreicht werden kann. Die Wege dahin können ganz unterschiedlich sein und es lohnt sich, es zu versuchen!“

Vor den Sommerferien: Zwangsehe statt Sommerferien

(Artikel aus: Rheinische Post vom 11.07.2019)
 
Düsseldorf. Auch in der zweiten und dritten Migranten-Generation sind Frauen in Deutschland immer noch von Zwangsverheiratung bedroht. Besonders vor den Sommerferien steigen die Anfragen in den Beratungsstellen, weil Mädchen Angst haben, aus dem Urlaub im Herkunftsland ihrer Familie nicht zurückzukommen. Als Ausweg bleibt manchmal nur der Bruch mit den Eltern.

Wenn Lendita Mustafaj (Name geändert) von dem Tag erzählt, als sie ihre Familie verlassen hat, sind die ganzen Gefühle wieder da. Es war ein Frühlingstag Ende der 90er Jahre – „es war warm, aber noch nicht richtig Sommer. Vielleicht war es April oder Mai“, erzählt sie. Damals wartete sie bis niemand mehr zu Hause war, packte einen Rucksack mit ein paar persönlichen Sachen und verließ ihr Elternhaus für immer. „Ich war gerade 18 geworden und wusste, dass meine Eltern zumindest rein juristisch nicht mehr über mich bestimmen durften“, sagt Mustafaj. Sie wollte sich dem strengen Regiment der Eltern entziehen, nicht den Mann aus Albanien heiraten müssen, den sie für sie ausgesucht hatten. Sie zog zu einer Arbeitskollegin aus der Ausbildung, die sie damals absolvierte, und brach den Kontakt zunächst ab. Ihren neuen Wohnort hielt sie über Jahre geheim.

Immer wieder werden Mädchen mit Migrationshintergrund gegen ihren Willen im Herkunftsland der Familie verheiratet. Kurz vor den Sommerferien steigt die Anzahl der Beratungsanfragen in den Hilfestellen zu dem Thema. Nicht immer wissen die Mädchen, was beim Heimaturlaub auf sie zukommt. Manchmal werden sie auch unter einem Vorwand ins Ausland gelockt. Beispielsweise dass ein Verwandter im Sterben liege und man deswegen schnell in die Türkei, den Irak oder ein anderes Land reisen müsse. Vor Ort warten dann ein ausgesuchter Verlobter und eine von den Eltern arrangierte Ehe auf sie.

Dabei sind Zwangsverheiratungen entgegen vieler Klischees nicht allein ein islamisches Phänomen, sondern finden sich vor allem in Familien mit streng patriarchalischen Strukturen. 150 Fälle betreut die Fachberatungsstelle gegen Zwangsheirat in NRW jedes Jahr, die Dunkelziffer betroffener Mädchen wird deutlich höher geschätzt. Die Beratungsstelle ist beim Mädchenhaus Bielefeld angesiedelt und hat vor wenigen Wochen ein Informationsblatt für Schulen in NRW rausgegeben, um Lehrer und Schulsozialarbeiter auf das Problem aufmerksam zu machen. „Die Schule ist oft der einzige Lebensraum, wo die betroffenen Mädchen ohne familiäre Kontrolle agieren können“, sagt Sylvia Krenzel , die die Fachberatungsstelle leitet. Zwar melden sich das ganze Jahr über Betroffene und suchen Hilfe, jedoch müsse kurz vor den großen Ferien besonders schnell gehandelt werden. „Wenn die Mädchen erst einmal ihren Abschluss gemacht haben, ist der Einfluss der Schule vorbei, und es ist viel schwieriger Kontakt zu ihnen aufzunehmen.“

Oft suchen Mädchen und junge Frauen viel zu kurzfristig nach Hilfe. „Viele verdrängen das dumpfe Gefühl im Bauch. Erst wenn der Hochzeitstermin schon steht und die Flugtickets gekauft sind, merken sie, dass ihre Familie es wirklich ernst meint“, erzählt Krenzel. In solchen Fällen versucht die Beratungsstelle, alles daran zu setzen, dass die junge Frau Deutschland gar nicht erst verlässt. Eine Betroffene aus dem Ausland wieder zurückzuholen, ist sehr viel schwieriger als hier Einfluss zu nehmen. Oft nehmen die Familienmitglieder ihr in solchen Fällen die Pässe ab. Entscheidend sind das Alter und die Staatsangehörigkeit der Betroffenen. „Für Unter-18-jährige Deutsche ist das Jugendamt ohne Wenn und Aber zuständig. Liegt der Fall anders, liegt es im Ermessen der Behörde, ob und wie sie vorgeht“, so Krenzel.

Aber welche Möglichkeiten gibt es für Mädchen, sich einer Zwangsheirat zu entziehen? Bei rund einem Drittel aller Beratungen steht laut Fachberatungsstelle eine Inobhutnahme im Raum. Das bedeutet, dass die Mädchen ihre Familie verlassen, den Kontakt abbrechen und an anderer Stelle ein neues Leben beginnen. Ein radikaler Schritt.

Wie radikal, das bekam Lendita Mustafaj zu spüren. „Am schwierigsten war es für mich, meine jüngeren Geschwister zurückzulassen“, berichtet sie. Einige Zeit, nachdem sie damals ihre Familie verlassen hat, gab es wieder unregelmäßigen Kontakt, die junge Lendita wurde bedrängt, wieder zurückzukommen. Sie brächte Schande über die Familie, den Eltern drohe der totale Gesichtsverlust innerhalb der albanischen Gemeinschaft, die soziale Isolation. Die Eltern würden krank vor Sorge. Die kleinen Geschwister vermissten sie schrecklich. Sie sei verantwortlich für das Unglück ihrer gesamten Familie. „Diesen Vorwürfen standzuhalten war das Schwerste“, erinnert sich Mustafaj. Dabei wollte sie nie ganz mit ihrer Familie brechen oder gar ihre Herkunft verleugnen. Ihren Mädchenname trägt sie bis heute. „Ich wollte einfach selbst über mein Leben bestimmen.“ Ohne die Unterstützung ihrer Kollegin und ihres Ausbildungsbetriebes hätte sie es damals nicht geschafft.

„Ein gutes Netzwerk ist Voraussetzung, um eine so folgenreiche Entscheidung durchzuziehen“, weiß auch Adrijane Mehmetaj-Bassfeld von Agisra e.V.. Der Verein aus Köln begleitet junge Frauen auf dem Weg aus der Familie. Dieser werde zusätzlich dadurch erschwert, dass die Frauen sich nach dem Schritt in die Selbstständigkeit häufig Rassismus und Diskriminierung ausgesetzt sehen, so Mehmetaj-Bassfeld. „Viele Frauen trauen sich nicht, weil sie ahnen, dass sie dann nicht nur mit dem Alleinsein, sondern noch mit ganz anderen Problemen zurechtkommen müssen.“

Auch Lendita Mustafaj musste solche Erfahrungen machen. „Nachdem ich meine Familie verlassen hatte, wollte ich eine eigene Wohnung mieten. Die Vermieter zogen mir den Mietvertrag unter der Nase weg, als sie meinen ausländischen Nachnamen hörten“, erinnert sie sich. Heute mit Anfang 40 hat sie Distanz und kann gut von ihrer Situation erzählen, damals als 18-jähriges Mädchen zerriss es ihr oft das Herz vor lauter Verzweiflung. Inzwischen hat Mustafaj sogar wieder respektvollen Kontakt zu ihren Eltern, für ihre Geschwister war sie ein Vorbild. Auch sie haben sich gegen eine erzwungene Ehe innerhalb der albanischen Gemeinde gewehrt und ihre Lebenswege selbst gestaltet.

Presseerklärung der Bundesfachkonferenz Zwangsverheiratung 2018

Vom 15.11. - 16.11.2018 fand in Berlin die Bundeskonferenz gegen Zwangsheirat statt. Dazu hier die Presseerklärung der teilnehmenden Organisationen. Hier die Presseerklärung als Pdf

Pressemitteilung: Am Montag, den 18.12.2017 feiert die Fachberatungsstelle gegen Zwangsheirat 10-jähriges Bestehen

Seit 10 Jahren bietet die Fachberatungsstelle gegen Zwangsheirat, gefördert vom Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen ein umfangreiches Informations-, Präventions- und Beratungsangebot für Betroffene, Unterstützungspersonen und Multiplikator_innen aus NRW an. Über 1600 Betroffene und Ratsuchende konnten in diesem Zeitraum direkt oder vermittelt unterstützt und beraten werden. Das Thema Zwangsverheiratung ist in dieser Zeit sicherlich aus der Tabuzone herausgekommen und hat gleichzeitig nicht an Relevanz und Aktualität verloren.

Immer noch werden Mädchen und Frauen (und auch Männer) dazu gezwungen, einen Menschen zu heiraten, den sie nicht lieben oder kennen.

Ihnen wird damit ein Menschenrecht verwehrt, sie werden in Ihrer Würde verletzt und massiv in ihrer Persönlichkeitsentwicklung und Selbstbestimmung eingeschränkt. Noch viel zu oft stehen Mädchen und Frauen vor der „unfassbaren“ Entscheidung, ob sie ihre Familie verlassen müssen, um ein selbstbestimmtes Leben führen zu können oder ob sie für die Familie auf eigene Wünsche, Rechte und selbstgewählte Liebe verzichten sollen.

Die Fachberatungsstelle gegen Zwangsheirat des Mädchenhaus Bielefeld e.V. bietet diesen Mädchen und Frauen Unterstützung, Beratung, Halt und „Raum“, um für die meist sehr schwierigen Lebenslagen und großen inneren Nöte Lösungsansätze zu finden. In unserer Arbeit ist es uns besonders wichtig, es den Betroffenen möglichst leicht zu machen, uns zu erreichen. Daher bieten wir vielseitige Wege an, mit uns in Kontakt zu kommen:

Online über eine verschlüsselte E-Mail-Beratung und Chat-Beratung, telefonisch, face-to-face oder auch spontan persönlich nach von uns durchgeführten Präventionsveranstaltungen. Auch das Informationsmaterial ist niedrigschwellig und mädchengerecht aufbereitet und steht in sechs Sprachen sowie ab dato auch in leichter Sprache zur Verfügung. Online sind wir gut vertreten und zu finden z.B. auch mit dem bei Youtube veröffentlichten Kurzfilm Wir gegen Zwangsheirat, der seit kurzem auch in anderen Sprachen und mit Untertiteln zur Verfügung steht. Anlässlich des 10jährigen Jubiläums haben wir einen Relaunch der umfangreichen sechssprachigen Website vorgenommen, so dass die Website ab dato im aktualisiertem Design und mit allen Inhalten für Ratsuchende smartphonekompatibel und barrierefrei zur Verfügung steht.

Ende November diesen Jahres hat die Fachberatungsstelle gegen Zwangsheirat die jährlich stattfindende Bundefachkonferenz Zwangsverheiratung ausgerichtet. Fachfrauen aus dem ganzen Bundesgebiet haben an zwei aufeinander folgenden Tagen zum elften Mal ihre Erfahrungen zum Thema Zwangsverheiratung und familiäre Gewalt ausgetauscht und sich mit aktuellen Fragestellungen und Bedarfen auseinandergesetzt. 40 Expertinnen von insgesamt elf Krisen-Einrichtungen und 15 Fachberatungsstellen für Zwangsverheiratungen waren vertreten.

Als Schwerpunktthemen hatte die Bundesfachkonferenz dieses Jahr zum einen die Umsetzung des Gesetzes zur Bekämpfung von Kinderehen sowie darüber hinaus die spezifischen Bedarfe der Zielgruppe der geflüchteten Mädchen und jungen Frauen. Die Mitglieder der Bundesfachkonferenz begrüßen die neue Gesetzeslage! Sie stellten fest, dass die veränderte Gesetzeslage bei den zuständigen Behörden, Beratungs- und Bildungseinrichtungen noch zu wenig bekannt ist und in der Umsetzung noch viele Fragen offen sind.

Wichtig erscheint allen, dass das Wohl der Mädchen und jungen Frauen auch bei der Umsetzung des neuen Gesetzes im Mittelpunkt stehen muss. Im Rahmen der neuen Gesetzeslage sollte insbesondere im Einzelfall differenziert und nicht über die Köpfe der Mädchen hinweg geprüft werden, ob der Kontakt zu einem eventuellen „Frühehepartner“ dem Wohl des Mädchens schadet oder dient und welche Entscheidungen dementsprechend getroffen werden müssen. Eine gute Voraussetzung für eine fundierte Entscheidung wäre eine kultursensible geschlechtsspezifische Beratung und Kontaktgestaltung in möglichst trauma- und geschlechtsspezifischen Schutzräumen. Diese flächendeckend zur Verfügung zu stellen ist eine der zahlreichen politischen Forderungen aus dem jährlich aktualisierten Positionspapier der Bundesfachkonferenz.

DIE FACHBERATUNGSSTELLE GEGEN ZWANGSHEIRAT WIRD 10 JAHRE ALT!

1627 Betroffene und Ratsuchende haben sich in den letzten 10 Jahren an die Fachberatungsstelle gegen Zwangsheirat gewandt und Beratung und Unterstützung erhalten.